DAS ZEITALTER DER ZIVILGESELLSCHAFT

Der Mitgründer und CEO von PHINEO, Andreas Rickert, ist ein Optimist. Auf der Bühne von TEDxBerlin spricht er von seiner klaren Vision für die Zivilgesellschaft und weiß, wie sie ihr volles Wirkungspotenzial ausschöpfen kann.

Allein in Deutschland engagieren sich etwa 600.000 Non-Profit-Organisationen und 30 Millionen Freiwillige für gesellschaftliche Themen. Ohne sie würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Sie werden häufig erst sichtbar, wenn der Staat an seine Grenzen stößt. Wie 2015, als Tausende Geflüchtete in Deutschland ankamen. Unsere Zivilgesellschaft ist eingesprungen und hat enorme Kräfte bewiesen.

Der Non-Profit-Sektor steht vor vielen Herausforderungen. Das stark fragmentierte System ist intransparent, es gibt kein zentrales Verzeichnis der 600.000 Non-Profit-Organisationen, also wissen wir nicht, wer sie sind und welche wirkungsvollen Ansätze es bereits gibt. Dies erschwert Kooperationen untereinander und über Sektorengrenzen hinweg.

Zudem fehlt vielen Non-Profit-Organisationen eine Wirkungsorientierung. Ihr Angebot endet damit, dass sie den direkten Output ihrer Programme berichten wie beispielsweise die Anzahl der Teilnehmenden oder erreichten Zertifikate. Um echte Wirkung zu erzielen, nämlich Kompetenzen zu fördern, Einstellungen und Lebenssituationen zu verändern, sollten die Zielgruppen – also die benachteiligten Gruppen unserer Gesellschaft – im Fokus stehen. Was soll sich für sie und die Gesellschaft ändern, und was braucht es, um dies zu erreichen.

Aber auch die Förderung wird zu kurz gedacht, auf strategischer Ebene und hinsichtlich des Förderzeitraums. FörderInnen sollten Non-Profit-Organisationen in ihrer Arbeit unterstützen und die Infrastruktur sowie Prozesse für Evaluationen und stetiges Lernen fördern, also die klassischen Overheads einer professionellen Organisation. Wirkung kann zudem nicht innerhalb von 2-3 Jahren erreicht werden. Daher sollten FörderInnen Geduld mitbringen und eine Organisation auch über einen längeren Zeitraum begleiten.

Der Zivilgesellschaft fehlt eine Austauschplattform wie sie Politik und Wirtschaft längst mit dem G20-Gipfel oder dem World Economic Forum etabliert haben. Es wird Zeit, der Zivilgesellschaft eine lautere Stimme zu geben. Und so kann sich Andreas Rickert durchaus einen Civil Society Summit vorstellen, der das weltweite gesellschaftliche Engagement zusammenbringt.